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Ein drei Monate dauerndes internationales Pfadfinderinnenlager in Adelboden (CH)

Matura geschafft – der Kampf nimmt sein Ende. Nun stellen sich die Fragen: Wie weiter? Was passiert mit mir? Will ich da weiter machen, wo ich aufgehört habe?

Die Antwort war für mich ganz einfach: Nein!

Fragen stellen sich einfach und ganz ungeniert in unseren Köpfen. Auch Antworten können rasch über unsere Lippen fallen. Jedoch mit einem „Nein“ im Leben ist es nicht getan.
Mein Interesse an einer internationalen Erfahrung bzw. in einem internationalen Team mitarbeiten zu können und dies für einen längeren Zeitraum außerhalb des gewohnten Umfeldes, wuchs immer mehr in mir. Meinem Bruder fiel dies auf und brachte mich auf die Idee, dass ich mich für einen gewissen Zeitraum freiwillig im Ausland engagieren könnte. Da ich Mitglied in einer der größten Jugendbewegungen weltweit bin, erkundigte ich mich nach den Möglichkeiten, die mir die Weltverbände bieten. Ran an den PC, Firefox an und im Internet recherchieren.
So fand ich schon bald heraus, dass WAGGGS (World Association of Girl Guides and Girl Scouts) vier Weltzentren hat, die von freiwilligen mitbetreut werden: Our Cabana in Mexico, Pax Lodge in England, Sangham in Indien und Our Chalet in der Schweiz. Meine erste Bewerbung ging an das „Our Chalet“ in der Schweiz. Mein Beschluss mich in Adelboden (Schweiz) zu bewerben, wurde vor allem dadurch bestärkt, dass es auch das älteste der Weltcenter ist und noch von Baden Powell und seiner Frau Olave persönlich eröffnet wurde.
Zu meinem Glück wurde ich dort sogar sofort aufgenommen.
Nun ging alles sehr schnell und mein großes Abenteuer begann im November 2009. Zuerst wusste ich absolut nicht was ich eigentlich alles mitnehmen soll, da dies meine erste längere Zeit weg von zuhause sein wird. Vor allem, weil ich als Wintervolunteer dort sein werde...  Was packt man für ein drei Monate langes Pfadinderlager in der Schweiz gleich neben einem Ski-Gebiet? Meine Vorfreude war sehr groß und dennoch war es eine schwierige Entscheidung für mich, ob ich nur mein Snowboard oder nur meine Ski mitnehme – oder doch beides?
Als mein Tag der Abreise immer näher rückte entschloss ich mich einfach spontan zu packen und nahm nur mein Snowboard mit allem drum und dran mit.
Alleine meine Anreise von ca. 12-14 Stunden im Zug und mit all meinem Gepäck war schon ein großes Abenteuer. Vom Westbahnhof in Wien bis nach Zürich war alles noch sehr angenehm. Doch kaum kam ich in Zürich an, merkte ich eigentlich, dass ich viel zu viel Gepäck mit habe. Mein Koffer war mehr als schwer, mein Snowboard noch dazu und nicht zu vergessen ein großer Rucksack, der leider auch noch voll war. Damals dachte ich auch, dass ich unbedingt meinen Schlafsack und Isomatte mitzunehmen habe – ist es doch ein Pfadfinderzentrum.
Dennoch, der Gedanke in eines der schönsten Skigebiete Europas zu fahren (Adelboden), gab mir viel Motivation mein Gepäck voran zu schleppen.
Dank der gewohnten Pünktlichkeit der ÖBB verpasste ich den schnellen Zug nach Bern und somit die weitere Verbindung nach Frutigen, wo dann noch ein Bus nach Adelboden, Oey, ohne mir abfuhr.
Ich verlor eine ganze Stunde, wusste nicht wie ich mich dort melden sollte um Bescheid zu geben. Der Gedanke, dass ich nun den ganzen Berg zum „Our Chalet“ zu fuß hinaufgehen darf – mit all meinem Gepäck – war eher weniger motivierend.
Fragt mich nicht wie ich es dann geschafft habe – ich holte diese Stunde irgendwie ein und kam doch noch rechtzeitig in Oey an, wo mich zwei ganz liebe und aufgeregte Staffs abholten. Alle nahmen mich in Empfang, als gehöre ich eh schon längst dazu, ich fühlte mich einfach nicht fremd. (Tolles Gefühl soweit weg von Wien!)
Die Hauptsprache war Englisch, da alle von überall in der Welt herkamen.
Die Hauptamtlichen waren aus verschiedenen Teilen Großbritanniens, Australier gab es genauso wie andere aus Ägypten, Slowenien und Deutschland. Drei von sechs Winter-Volunteers waren schon vor mir angereist – aber von überall kamen sie her: Drei aus Großbritannien (North, Essix, Blackpool) sowie drei aus Mexico, Canada und Österreich.
Ich war sehr interessiert und begeistert von den verschiedenen Kulturen und Gewohnheiten zu hören und auch lernen zu können. Trotz vieler Unterschiede bis hin ins kleinste Detail, gab es eine Gemeinsamkeit: Alle für eine – eine für alle. Jeder hält der anderen eine offene Hand hin und wir sind füreinander da und verfolgen das gleiche Interesse.
1. Dezember 2009
Mein erster Arbeitstag als Winter-Volunteer fing an. Die erste Woche wurden wir eingeschult und bekamen ein Training damit wir auch wussten was es zu tun gibt für uns. Jeder musste lernen sich in den Gebäuden zurechtfinden, Verhaltensregeln wenn Gäste da sind, Vorsichtsmaßnahmen für z.B. Feuer, Unfälle, etc. und noch mehr wurde uns erklärt. Die wohl schwierigste Frage: Wie koche ich für 100 Leute?
Wir mussten täglich zwei Hauptgebäude warten: Main Chalet und Spycher durften täglich gereinigt werden und abends gab es im Main Chalet ein volles Abendessen für alle. Auch kochte ich mal ein typisch österreichisches Essen inklusive Nachspeise: Es gab überbackene Schinkenfleckerl und Kaiserschmarrn für alle. Unser Winter-Volunteer aus Mexico kochte für uns ein originales Chili con Carne – so gut, wie an diesem Tag, hat mir diese Speise noch nie geschmeckt.
Leider musste unsere Kitchen-Koordinatorin das Land verlassen, da ihr Visum abgelaufen ist. Anfangs waren wir nicht nur traurig, dass sie gehen musste, wir mussten auch noch komplett die Küche übernehmen. War zuerst absolut nicht einfach – gemeinsam schafften wir aber auch das mit Bravur.
Natürlich mussten wir nicht nur Kochen und Putzen. Wenn wir Gäste hatten, machten wir Programm mit ihnen. Manchmal tagsüber eine Wanderung zum berühmten Woodcarver von Adelboden oder gingen mit den Schneeschuhen wandern. Manchmal auch Langlaufen oder begleiteten die Gäste zum Schifahren. Abends wurde oftmals ein Lagerfeuer veranstaltet oder einfach ein gemütliches beisammensitzen mit diversen Spielen organisiert.
Während meiner Zeit als Winter-Volunteer im Our Chalet gab es auch eine riesige Feier: 100 Jahre Pfadfinder in Großbritannien „Centenary – Girlguides Gateway to Swisserland“.
Es waren ca. 600 Pfadfinderinnen aus Großbritannien, die über die gesamte Schweiz verteilt, im als auch rund um das Our Chalet untergebracht waren. Pfadfinderinnen, die bereits früher im Our Chalet als Volunteer aktiv waren halfen uns dabei diese Feier zu bewältigen. Gemeinsam betreuten wir das Programm: Wir machten eine Willkommenszeremonie für alle Besucherinnen, teilten sie in gemischte Kleingruppen (benannt nach Tieren aus der Schweiz) ein und betreuten verschiedenste Stationen für alle. Einerseits war es sehr anstrengend und dennoch hatten wir alle einen riesigen Spaß. Zum Andenken wurde am letzten Abend in Frutigen eine große Sporthalle gemietet, wo wir uns alle, an einem Platz versammelten. Wir hatten sogar einen „private dancer“, der mit aller Mühe versuchte Michael Jackson nachzumachen, nur leider mit wenig Erfolg. Es gab mehrere Stationen mit Spielen, Gewinnchancen, etc. und nicht zu vergessen zwei riesige Schokoladebrunnen.
Wir begegneten nicht nur Menschen, die zu uns kamen, sondern eroberten auch das Nachtleben in Adelboden. Dies eröffnete uns die Möglichkeit auch die lokale Jugend kennenzulernen. So hatten wir Einsicht in das Leben der jungen SchweizerInnen und jede Menge Spaß. Wie jedes Jahr gab es auch dieses Jahr ein Skirennen im Jänner. Nicht nur wir „fieberten“ mit unseren eigenen Heimatländern mit. Dieses Großereignis brachte rund 40 000 Menschen in die Stadt.
Neben dem kennenlernen von Adelboden, schauten wir auch einmal über den Berg nach Kandersteg, wo es das Kandersteg International Scout Centre (KISC – von WOSM) gibt. Auf unseren Busfahrten machten wir dann auch gerne mal einen kurzen Ausflug nach Bern oder in Kleinstädte wie Thun oder Genf etc.
Im Februar duften wir noch einen Großevent rund um Eishockey und Eis-Kunstlaufen miterleben – Es gab jedoch weitaus weniger BesucherInnen als für das FIS Skirennen. Freitags gab es das Abenteuer von Nacht-Skifahren auf der Rennpiste, Samstags ging es abends zum Rodeln / Schlittenfahren / Skibocking oder anderen abendlichen Sonder-Sportarten in diesem Winterparadies in Adelboden.
Alles in Allem
Ich hatte nicht nur riesigen Spaß am Leben in einem Weltpfadfinderinnen-Zentrum, sondern konnte meine Erfahrungen in einem internationalen Umfeld und im persönlichen Kontakt mit Menschen aus aller Welt immens erweitern. Es war wie eine drei Monate lange Weltreise – dabei war ich bloß in der kleinen Schweiz nebenan.
Als ich nachhause kam, merkte ich erst so richtig, dass sich einiges in mir und auch an mir stark geändert hat.
Die wohl wichtigste Erkenntnis für mein Leben von diesem drei Monate langen internationalen Pfadfinderlager: Man kann/muss im Leben nicht alles auf einmal erreichen – Step by Stepp passt schon, denn das Ziel wartet eh auf einen.

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